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Studie zu den Archetypen 

 

Es gibt unzählige Nuancen in jedem Wesen geprägt durch Erfahrungen, Alter, Geschlecht und Rasse.

Dennoch zeigten sich in einer von mir initiierten Studie von 2014-2015 an fünfhundert Haushunden sowie in meiner weiteren Arbeit Verhaltensweisen und Aspekte, die ich als übereinstimmend unter Hunden beobachtete. In meinem Buch "Abenteuer Vertrauen" fasste ich sie zu Archetypen zusammen. Dies wurde von unseriösen Anbietern im Netz oft mit den ebenfalls existierenden "Vererbten Rudelstellungen" gleichgesetzt, hat damit jedoch nichts zu tun. Ich habe mich mit den "Rudelstellungen" sehr genau beschäftigt und distanziere mich von dem dogmatischen Anspruch, der dahintersteht, wie auch von vielen Interpretationen, die ich in meiner Studie nicht belegen konnte. 

In der Studie untersuchte ich mit der Unterstützung der Kollegen*Innen des VdU vor allem zwei natürliche Ressourcen, die Hunde mit uns gemeinsam haben. Das ist zum einen das Temperament (extro- und introvertiert) und zum anderen die natürliche Fähigkeit zur Führung oder Mitarbeit  (Leithund, Zentralhund, Mitarbeiter). Diese Ressourcen habe ich in einem Modell von Archetypen in meinem Buch: "Abenteuer Vertrauen - Vollkommen, aber nicht perfekt" zusammen gefasst. In der Playlist auf meinem YouTube Kanal gibt es kommentierte Filme zu den unterschiedlichen Typen.

Mein Motiv bei der Erforschung der Archetypen war es, die sozialen Kompetenzen und Fähigkeiten der Hunde zu erforschen, um ein besseres Zusammenleben mit ihnen zu ermöglichen. Wird der Hintergrund für ein Verhalten deutlich, können viele Hundehalter besser darauf eingehen, weil sie nicht mehr gegen die Natur ihres Hundes ankämpfen, sondern mit ihr gehen. Das vereinfacht vieles. Oft erfahren die Menschen dabei eine große persönliche Entwicklung, weil sie die Schablonen, die in der Kindheit auch über sie selbst gelegt wurden, erkennen und sie sich davon befreien. 

Es gibt inzwischen immer mehr Hunde, deren ursprüngliche Fähigkeiten und Anlagen überdeckt sind von konditionierten Verhaltensweisen, die wir Menschen ihnen beigebracht haben und die sich nicht mit ihrem ursprünglichen Wesenskern decken. Ein hündischer Anführer, der nie führen darf - ein hündischer Mitarbeiter, der in seinen Fähigkeiten keine Wertschätzung findet. Das ist nicht viel anders, als bei uns Menschen.

So entsteht ein inneres Ungleichgewicht. Die intuitive Selbstführung geht verloren, die konditionierte Persönlichkeit übernimmt. Beide im Verbund wären eine harmonische Einheit. Doch wie wir alle wissen, geht es bei uns Menschen noch immer hauptsächlich darum, unsere Konditionierungen und Anpassungen zu perfektionieren, weil nur Wenige noch einen Zugang zu ihrem intuitiven Wesenskern haben. Aus dieser Perspektive ist es sehr verständlich, dass wir auch Hunde (und andere Tiere) ausschließlich konditionieren und nicht in Betracht ziehen, wie wichtig eine innere Souveränität für sie wäre, mit der sie auf Lebenssituationen reagieren können.

Alle Methoden der Verhaltens-Perfektionierung bauen auf eine verstärkte konditionierte Anpassung auf - nicht auf einen Zugang zu sich selbst und damit zu einem in sich ruhenden Pol. Das gilt für Tiere wie für Menschen.

Aus uns und anderen etwas machen zu wollen, was wir und sie nicht sind, hat eine dauerhafte Selbst- und Fremdkorrektur zur Folge und kein friedvolles SEIN. Es werden unzählige Diskussionen darüber geführt, welche Form der Korrektur die Richtige wäre. Ich behaupte: Keine. 

Leitbilder statt Korrektur

Diese Schlussfolgerung fußt auf meiner therapeutischen Erfahrung, dass Menschen wie Hunde keine Korrektur brauchen, wenn sie Zugang zu ihrem friedvollen Wesenskern haben oder wieder erhalten. Sie benötigen Leitbilder und Lehrer, mehr nicht.

Hunde sind keine Wölfe

Es gibt viele Modelle, die menschliche Archetypen beschreiben. Das sind generelle, im kollektiven Unbewussten verankerte Prädispositionen (Stangl, 2021). Da Hunde zwar genetisch mit dem Wolf verwandt sind, psychisch jedoch seit Jahrtausenden durch menschliche Zucht an die Emotionen der Menschen angepasst wurden, sind unter ihnen andere Strukturen und Verhaltensweisen zu erkennen, als bei den Wölfen.

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